Wenn Teams nicht vorankommen. Warum das oft am System liegt und nicht an den Menschen.
Kennst du das? Im Team knirscht es. Die Zusammenarbeit ist zäh, Meetings verlaufen im Kreis und Entscheidungen fühlen sich an wie Kaugummi. Was tun wir dann meist? Wir reagieren auf das, was direkt vor uns liegt: Wir sprechen mit Mitarbeitenden, geben Feedback, moderieren Konflikte, motivieren, erklären zum fünften Mal die anstehende Veränderung.
Und was passiert? Nichts.
Jedenfalls nichts Nachhaltiges.
Das liegt daran, dass die Ursachen für Dysfunktion in Teams oft nicht bei einzelnen Personen zu finden sind, sondern im System selbst. In verborgenen Mustern, unausgesprochenen Erwartungen, informellen Rollen und nicht geklärten Entscheidungswegen.
Solche Dynamiken lassen sich mit den Werkzeugen aus dem Coaching sichtbar machen. Und genau das ist oft der erste Schritt, um echte Veränderung zu ermöglichen.
Ein Beispiel aus dem Alltag
In deinem Team wird viel geredet, aber wenig entschieden. Du sagst immer wieder: „Bitte übernehmt Verantwortung!“
Und trotzdem passiert es: Im nächsten Meeting wieder langes Hin und Her, aber niemand trifft eine Entscheidung.
Was könnte dahinterstecken?
Vielleicht hat vor einiger Zeit mal jemand eine Entscheidung getroffen, die nicht gut ankam. Die Folge: öffentlicher Gegenwind, vielleicht sogar ein Gesichtsverlust. Seitdem hält sich lieber jeder zurück.
Oder es ist schlicht nicht klar, wer was entscheiden darf. Die Rollen sind schwammig, die Verantwortlichkeiten diffus.
Und hier wird es spannend
Denn genau an dieser Stelle geht es nicht mehr um einzelne Menschen, sondern um das System, in dem sie handeln. Coaching fragt dann nicht: Wer macht hier etwas falsch?
Sondern: Was zeigt sich hier? Was ist der Sinn hinter dem Verhalten? Welche Logik folgt diesem System?
Don’t fix people. Decode the system.
Das bedeutet: Hör auf, Menschen reparieren zu wollen. Fang an, das System zu verstehen, in dem sie handeln.
Vier Impulse, die dabei helfen können:
- Erkenne Muster statt Schuldige
Welche Verhaltensweisen wiederholen sich? Welche Reaktionen tauchen immer wieder auf? Und vor allem: Habe ich den Mut, diese Muster anzusprechen? Offen, ehrlich und ohne Schuldzuweisung? - Frage dich: Wofür könnte dieses Verhalten eine Lösung sein?
Vielleicht ist das Schweigen im Team ein Schutz vor negativen Konsequenzen. Vielleicht ist der Rückzug eine Antwort auf zu viel Unsicherheit. Verhaltensweisen haben oft gute Gründe. Sie lösen ein Problem, das vielleicht gar nicht bewusst ist. - Mach Rollen und Entscheidungswege klar
Nichts bremst ein Team mehr als Unklarheit. Wer darf was entscheiden? Wer übernimmt wofür Verantwortung? Klare Zuständigkeiten schaffen Sicherheit und Handlungsfähigkeit. - Denk in Wechselwirkungen, nicht in Einzelleistungen
In jedem Team beeinflussen sich die Mensch. Nicht bei Einzelnen, sondern im Zusammenspiel.
Coaching auf systemischer Ebene bedeutet, diese Zusammenhänge sichtbar zu machen. Es bringt Licht in blinde Flecken, fördert Bewusstheit und schafft damit die Grundlage für echte Entwicklung. Im Team, in der Führung, in der Organisation.
Vielleicht ist es an der Zeit, nicht noch ein Gespräch mit der nächsten Einzelperson zu führen, sondern den Blick zu weiten.
Das System spricht. Die Frage ist: Hören wir hin?