100 Prozent oder nichts? Warum weniger manchmal mehr ist.
„Weniger als 100%? Never ever!“ Ein Satz, der auf den ersten Blick nach Entschlossenheit und Leistungswille klingt. Viele von uns wurden mit genau diesem Anspruch sozialisiert: Nur wer stets das Maximum gibt, verdient Anerkennung. Nur wer alles im Griff hat, bleibt sicher. Nur wer keine Fehler macht, macht alles richtig. Doch was, wenn dieser Perfektionismus weniger Stärke ist als vielmehr ein versteckter Energieräuber?
Im Coaching erleben wir dann oft diesen inneren Antreiber, der sagt: „Du musst perfekt sein, sonst…“ Und dieses „sonst“ ist vielschichtig: Angst vor Ablehnung, vor Kontrollverlust, vor dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Die Folge? Aufgaben werden zur Belastung, das Vertrauen in andere sinkt, Leichtigkeit geht verloren. Es entsteht ein innerer Druck, der mit echter Leistungsfreude wenig zu tun hat.
Doch was wäre, wenn wir uns trauen würden, auch mal nur 80% zu geben? Wenn wir den Raum zwischen Schwarz und Weiß entdecken und lernen, dass auch ein gutes Ergebnis reicht? Dass wir nicht erst perfekt sein müssen, um wertvoll zu sein, für andere und für uns selbst?
Im Coaching reflektieren wir das mit unseren Coachees. Woher kommt dieser hohe Anspruch? Wem wollen wir eigentlich gerecht werden? Dann wird klar, dass Streben nach Perfektion nicht nur Energie kostet, sondern auch verhindert, dass wir in echten Kontakt kommen. Mit anderen und vor allem mit uns selbst.
Wer andere begleiten will, muss bereit sein, sich selbst zu begegnen. Unsere Gedanken, Muster und Verhaltensweisen sind keine Stolpersteine. Sie sind die Lernfelder, auf denen wir wachsen.
Coaching beginnt erst mal nicht beim Gegenüber. Es beginnt bei uns selbst. Und manchmal eben auch mit der Erkenntnis, dass 80% genau richtig sein können.



