Wer trifft die besseren Entscheidungen?
Es gibt diese Momente, in denen wir einfach wissen, was zu tun ist. Noch bevor der Verstand überhaupt die Argumente sortiert hat. Ein inneres Nicken. Ein deutliches Ja oder Nein, das sich irgendwo zwischen Brustkorb und Magengegend meldet. Aber wie verlässlich ist dieses Bauchgefühl wirklich?
Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren Erstaunliches herausgefunden: Intuition ist keineswegs ein esoterisches Bauchgrummeln, sondern eine hochintelligente Form unbewusster Mustererkennung. Unser Gehirn speichert im Laufe des Lebens unzählige Erfahrungen, Emotionen und Körpersignale. In komplexen Situationen kann es innerhalb von Millisekunden auf dieses Wissen zurückgreifen. Ohne dass wir bewusst darüber nachdenken.
Der Psychologe Daniel Kahneman und der Intuitionsforscher Gary Klein (2009) kamen in einer gemeinsamen Studie zu einem bemerkenswerten Ergebnis: Intuition funktioniert dann besonders zuverlässig, wenn sie auf echter, wiederholter Erfahrung basiert. Feuerwehrleute, Ärzte, Coaches. Sie alle berichten von Momenten, in denen sie spontan die richtige Entscheidung getroffen haben, weil „etwas nicht stimmte“ oder sich „etwas gut anfühlte“. Was da scheinbar spontan geschieht, ist in Wahrheit blitzschnelle Mustererkennung.
Der Neurowissenschaftler Antonio Damasio prägte dafür den Begriff der „somatischen Marker“. Unser Körper sendet uns physische Signale, die uns helfen, in komplexen oder unsicheren Situationen zu navigieren. Gerade dann, wenn wir nicht alle Informationen haben oder keine Zeit für ausgiebige Analysen bleibt, kann das Zusammenspiel aus Kopf und Körper Gold wert sein.
Doch heißt das, wir sollten uns blind auf unsere Intuition verlassen? Nicht ganz. Entscheidend ist, ob wir gelernt haben, unsere inneren Signale zu lesen und richtig einzuordnen. Intuition ist kein Freifahrtschein, sondern ein Trainingsfeld. Je mehr bewusste Erfahrung wir sammeln, je besser wir reflektieren, was gut lief und was nicht. Desto klarer und zuverlässiger wird unser Bauchgefühl.
Im Coaching erleben wir oft, wie Menschen wieder lernen, ihrem inneren Gespür zu vertrauen. Sie entdecken, dass sie eigentlich schon wissen, was richtig für sie ist, wenn sie den Mut haben, hinzuhören. Und gleichzeitig erkennen sie, wie wertvoll der Verstand als Dialogpartner ist. Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Miteinander. Kopf und Bauch im Gespräch.
Wir dürfen uns also fragen: Wann habe ich zuletzt auf mein Bauchgefühl gehört? Und: Wie gut kenne ich die Stimme meiner Intuition?



