Warum wir sie meiden und was passiert, wenn wir hinschauen.
Wer Konflikte mag? Kaum jemand. Und genau das ist spannend. Denn Konflikte gehören zum Leben wie Bewegung zum Atmen. Die eigentliche Frage lautet also nicht ob wir Konflikte haben, sondern wie wir mit ihnen umgehen.
Warum meiden wir sie so gern?
1. Biologische Schutzreaktion
Ein Konflikt aktiviert unser Bedrohungssystem. Die Herzfrequenz steigt, Cortisol wird ausgeschüttet, der Körper bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor. Vermeidung ist in diesem Moment kein Schwächezeichen, sondern ein Schutzversuch des Nervensystems.
2. Angst vor Ablehnung oder Beziehungsschmerz
Viele von uns haben früh gelernt: „Wenn ich widerspreche, verliere ich Zugehörigkeit.“ So verwechseln wir Harmonie mit Sicherheit. Wir bleiben leise, um nicht ausgeschlossen zu werden – und zahlen dafür mit innerer Distanz.
3. Kulturelle und organisationale Muster
In vielen Organisationen herrscht eine unausgesprochene Norm: „Bleib sachlich. Sei professionell.“ Emotionen gelten als Störung. Dabei sind sie oft das, was uns die Wahrheit über die Situation verrät.
4. Fehlende Konfliktkompetenz
Viele Menschen wissen schlicht nicht, wie man mit Konflikten umgeht. Sie kennen nur zwei Strategien: Eskalation oder Rückzug. Dazwischen liegt das Feld echter Begegnung. Und das will gelernt sein.
Doch eines ist sicher: Ein ungelöster Konflikt verschwindet nicht. Er verschiebt sich. Er taucht an anderer Stelle wieder auf, in neuen Formen, in subtilen Spannungen oder offenen Brüchen. Ob wir wollen oder nicht.
Systemisch betrachtet ist ein Konflikt kein Störfall. Er ist ein Signal. Etwas will gesehen, gehört oder verstanden werden. Wo Spannung ist, entsteht Bewegung. Wo wir hinschauen, entsteht Verbindung. Im Coaching halten wir diesen Raum. Wir helfen, den Blick von Schuld und Verteidigung auf Klarheit und Verantwortung zu lenken.
Typische Fragen sind:
- Was genau macht die Situation für dich schwierig? Diese Frage hilft, Emotion und Auslöser voneinander zu trennen und das Thema zu konkretisieren.
- Worum geht es dir wirklich in diesem Konflikt? Was ist dir dabei wichtig? Sie lenkt den Fokus auf Werte, Bedürfnisse und Selbstklärung, statt auf Schuldzuweisung.
- Mal Hand aufs Herz: Was ist dein Anteil in der aktuellen Situation? Diese Frage fördert Selbstverantwortung und systemisches Denken.
Konflikte sind unbequem, ja. Aber sie sind auch Wegweiser. Sie zeigen, wo Entwicklung ruft.
Und manchmal beginnt Veränderung genau in dem Moment, in dem jemand den ersten ehrlichen Satz sagt.



